DFG-GRADUIERTENKOLLEG
"Wahrnehmung der Geschlechterdifferenz
in religiösen Symbolsystemen"

Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Würzburg
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Dr. phil. Natascha Sojc, 35, studierte nach einer Silberschmiedelehre von 1989-1993 Klassische Archäologie, Alte Geschichte und Provinzialrömische Archäologie in München und Heidelberg. Nach dem Magisterabschluß an der Ludwig-Maximilians-Universität München beschäftigte sie sich im Rahmen von interdisziplinären Veranstaltungen mit theoretischen Ansätzen der Sozial- und Kunsthistorie. Diese Studien führten zunächst zu einer Teilnahme am Graduiertenkolleg “Geschlechterdifferenz und Literaturwissenschaft” und mündeten schließlich in der Arbeit an einer Dissertation im Fach Klassische Archäologie. Darin untersucht N. Sojc das Verhältnis von Männern und Frauen im demokratischen Attika des 5. und 4. Jh. v.Chr. anhand des umfangreichen Bestands von Grabmälern dieser Epoche. Die Arbeit, die von 1995 –1999 verbunden mit mehreren Auslandsaufenthalten entstand, trägt den Titel “ Die (Un)sichtbaren. Frauen auf attischen Grabsteinen klassischer Zeit”.

Ausgehend von den Bild- und Textinformationen der Grabsteine selbst und unter Zuhilfenahme weiterer archäologischer und literarischer Quellen bietet die Untersuchung neue Erkenntnisse zur Ikonografie und zu sozialpsychologischen Phänomenen der griechischen Antike. Anstelle der weitläufig verbreiteten Vorstellung von einer “unterdrückten Frau” im klassischen Griechenland konnte N. Sojc Erscheinungsformen eines stark stilisierten gesellschaftlichen Umgangs, die das Verhalten von Männern und Frauen gleichermaßen reglementierten, nachweisen. Die in der Archäologie viel diskutierte Frage, in welchen Formen Trauer und konkreter Todesfall in den Bildern und Epigrammen der Grabreliefs angesprochen oder ausgeklammert wurden, konnte N. Sojc u.a. mithilfe eines interkulturellen Vergleichs erstmalig mit einem differenzierten Bild zum antiken Trauerverhalten beantworten.

Seit 2000 hält N. Sojc Lehrveranstaltungen ab und legt einen weiteren Schwerpunkt ihres Interesses auf die kulturellen Ausprägungen von Politik- und Machtstrukturen. Geplant ist eine entsprechende Untersuchung von kaiserzeitlicher römischer Kunst, Architektur und Urbanistik, die nicht nur scheinbar widersprüchliche archäologische Befunde berücksichtigen, sondern diese mithilfe von E. Laclau’s Hegemonialbegriff auch in den Mittelpunkt stellen wird.

Daneben leitet N. Sojc den Arbeitskreis “Post-Gendertheorien als Erweiterungsmöglichkeit archäologischer Methodik” für Klassische Archäologen und Archäologinnen, der sich mit den Folgen verschiedener Ansätze für Fragen historischer Forschungen und Bildinterpretationen befasst. Angewendet auf archäologische Themen und verbunden mit den im Fach üblichen Untersuchungsmethoden, sollen erste Ergebnisse 2003 in einem Sammelband vorgestellt werden.

Im Graduiertenkolleg “Wahrnehmung der Geschlechterdifferenz in religiösen Symbolsystemen” wird N. Sojc seit Mai 2001 mit einem Forschungsprojekt zu einer Rekonstruktion der weiblichen Sicht auf Skulpturengruppen des Hellenismus, die gewinnbringend mit den Äußerungen von J. Lacan zum “Genießen der Frau” in Verbindung gebracht werden kann, gefördert. Eine Eigenart der archäologischen und psychoanalytischen Forschungsgeschichte bringt es mit sich, dass das Thema auch mit Skulpturen des Barock verbunden ist. Ihnen wird traditionell derjenige Platz in der symbolischen abendländischen Bildordnung zugewiesen, in der sexuelle und religiöse Ekstase zusammenzufallen scheinen. Das Projekt trägt den Arbeitstitel “Erotische Skulpturen des Hellenismus und die Ekstase der Theresa von Avila von Bernini. Eine vergleichende Untersuchung”.
 
 


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