DFG-GRADUIERTENKOLLEG
"Wahrnehmung der Geschlechterdifferenz
in religiösen Symbolsystemen"

Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Würzburg
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Irene Pabst
Geburtsdatum: 18.02.1968

Studium: 1989-1997 ev. Theologie in Berlin, Hamburg und Jerusalem, 1997 Abschluß mit der Ersten ev.theologischen Dienstprüfung/Diplom
Dissertation: seit Frühjahr 1998 Kollegiatin/Stipendiatin im Graduiertenkolleg „Wahrnehmung der Geschlechterdifferenz in religiösen Symbolsystemen“
Thema: Die beiden ersttestamentlichen Frauengestalten Sara und Hagar und ihre Rezeption in der rabbinischen Literatur

Projektbeschreibung:
Die beiden ersttestamentlichen Frauengestalten Sara und Hagar und ihre Rezeption in der rabbinischen Literatur

Meine Dissertation untersucht die Wirkungsgeschichte der beiden ersttestamentlichen Frauengestalten Sara und Hagar (Genesis 16 und 21) in der rabbinischen und frühchchristlichen Literatur. Sie verbindet eine zentrale Fragestellung der gender-Forschung, die Frage nach der literarischen Konstruktion von Frauenrollen, mit dem Anliegen aus dem jüdisch-christlichen Dialog, sich mit dem Antijudaismus in der christlichen Theologie auseinanderzusetzen.

Ausgangspunkt meiner Arbeit ist die antijüdische Rezeption von Sara und Hagar in der christlichen Tradition bei den Kirchenvätern. Die Gestalt Saras wird in allegorischer Auslegung mit der Kirche gleichgesetzt, während die Gestalt Hagars zum Bild für die Synagoge wird. Diese Auslegungen stehen im Dienst einer Abwertung und Enterbung des Judentums, dem gegenüber die Kirche den alleinigen Anspruch, Volk Gottes zu sein, vertritt. Die Kirchenväter führen eine Interpretationslinie weiter, die bei Paulus in Gal 4,21ff. ihren Anfang nimmt, der zwar die Enterbung des Judentums noch nicht vollzieht, sie aber durch eine selektive und polemische Interpretation der Genesistexte vorbereitet.
Mit einem Blick, der durch die problematische Wirkungsgeschichte geschärft ist, arbeite ich das theologische Profil der biblischen Texte in bezug auf die Frage nach dem Verhältnis Volk Israel/ andere Völker sowie die Konstruktion der genderspezifischen Rollen der beiden Frauengestalten heraus, wobei die Motive des Konflikts und der Unfruchtbarkeit im Mittelpunkt stehen. Die Texte werden dazu einerseits mit Hilfe einer narrativen Analyse in ihrem literarischen Kontext und andererseits unter Einbeziehung des außerbiblischen, kulturellen und historischen Kontextes untersucht. Die christlichen Auslegungen erweisen sich als Engführung der Vielschichtigkeit der biblischen Texte, indem nur das Motiv des Konflikts zwischen den beiden Frauen aufgegriffen wird, die Texte selbst jedoch mehrere Interpretationslinien ermöglichen.

Der Vergleich mit den Auslegungen zu Sara und Hagar in der rabbinischen Literatur zeigt, daß hier diese Offenheit der biblischen Texte weitergeführt wird. Sara und Hagar werden auch hier zu Symbolfiguren, die das eigene Kollektiv und das Verhältnis zu den anderen thematisieren, aber im Unterschied zur christlichen Auslegung dient Hagar hier als positive Identifikationsfigur für nichtjüdische Menschen. Die jüdische Tradition stellt somit eine wichtige Korrektur zu den exklusiven christlichen Auslegungen dar. Dieser Befund macht auch deutlich, daß die Rezeption rabbinischer Auslegungen von zentraler Bedeutung für eine Hermeneutik des Ersten Testaments ist.
 
 


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